Mägdesprung – Selketal – Alexisbad – Pionierweg – Mägdesprung:
Vom Parkplatz an der B185 geht es zuerst nach Mägdesprung, dann hinter dem Carlswerk durch das Selketal bis zur Hammerklippe. Über den Hammerblick und die Freie Feldlage geht es auf den Klippenweg, der oberhalb des Selketals verläuft und mit einigen Erlebniswerten punkten kann. Nach dem Abstieg ins Selketal bei Alexisbad, geht es ebenfalls mit Erlebnissen gespickt, auf den Pionierweg, der noch einmal mit den schönsten Abschnitten des Tages aufwartet. An der Köthener Hütte geht es auf dem Bernburgerweg hinab zum Ausgangspunkt im Selketal…
- Mitte September 2019
Knapp unter 300 Höhenmeter Aufstiege und ebenso viele Abstiege. Einige recht knackige Anstiege. Weg ist absolut nicht barrierefrei und bietet viele schmale Pfade und Wege…
Etliche Sehenswürdigkeiten in Mägdesprung (z.B. Carlswerk, Plastiken, Obelisk, Hüttenwerk, Bahnhof), Selketal auf der gesamten Tour, Sehenswürdigkeiten auf dem Klippenweg (z.B. Hammerklippe, Pionierklippe, Habichtstein mit Verlobungsurne), Sehenswürdigkeiten in Alexisbad (z.B. Schwefelstollen, Petrus-Kapelle, Luisentempel), Pionierweg mit Pioniertunnel und Köthener Hütte…
Eventuell Imbiss im Bahnhof Mägesprung, ansonsten mehrere Möglichkeiten in Alexisbad…
Wir nutzten den ruhigen Parkplatz direkt an der Selke an der B185 zwischen Mägdesprung und dem Stahlhammer. In einer Kurve gelegen, kann die Überquerung der Bundesstraße gefährlich werden. Ansonsten kann man sehr gut direkt am Carlswerk parken oder auf dem Waldparkplatz an der L235 zwischen Mägdesprung und Harzgerode. Auch in Alexisbad wird es wohl etliche Parkplätze/Parkmöglichkeiten geben…
Mit den Bussen in der Gegend kenne ich mich nicht aus, aber man kann die Tour bei entsprechender Zeitplanung ganz hervorragend von den Haltestellen „Mägdesprung“ oder „Alexisbad“ der Selketalbahn starten, die man z.B. vom Bahnhof Quedlinburg nehmen kann…
Parkplatz an der B185 – Mägdesprung – Selketal – Hammerklippe – Hammerblick – An der Lampe – Freie Feldlage – Klippenweg – Pionierklippe – Friedensdenkmal – Birkenhütte – Verlobungsurne – Serpentinenweg – Alexisbad – Schwefelstollen – Petruskapelle – Luisentempel – Pionierweg – Pioniertunnel – Köthener Hütte – Bernburgerweg – Parkplatz an der B185

Das Fürst-Friedrich-Albrecht-Denkmal in Mägdesprung

Die Schmiede aus dem Obergeschoss des Carlswerks
Naturschutzgebiet "Oberes Selketal"
Zwei Naturschutzgebiete gibt es am Lauf der Selke. Das NSG „Oberes Selketal“ ist 1611 Hektar groß und seit 1998 als Schutzgebiet ausgewiesen. Es umfasst das weitestgehende unregulierte Tal der Selke von den Quellwiesen bei Stiege bis ungefähr zur Selkemühle hinter Mägdesprung. Weiterhin umfasst es 13 Nebenbachtäler der Selke und Teile des Harzgeröder Plateaus. Im Gebiet überwiegen naturnahe Laubwaldgesellschaften mit hohem Alt- und Totholzanteil, in denen sich z.B. zahlreiche schützenswerte Felsstandorte befinden. Das Selketal beheimatet unter anderem seltene und schützenswerte Tier- und Pflanzenarten wie Wildkatze, Kleiner Abendsegler, Schwarzstorch, Wasseramsel, Bechsteinfledermaus, Blauflügel-Prachtlibelle, Mittelspecht, Bachneunauge, Feuersalamander, Großer Schillerfalter, Edelkrebs, Kriech-Weide, Arnika, und Sibirische Schwertlilie. Auch findet man hier die größte bekannte baumbrütende Mauerseglerpopulation Mitteleuropas.

Klippenpfad im Selketal
Ein bisschen schade, das nicht alle Bundesländer über ein Kartenwerk wie die niedersächsische „Interaktive Umweltkarte“ verfügen. Dort kann man sich wirklich gut (nicht nur) über die Schutzgebiete des Landes informieren. Man kann dort auch historische Karten nutzen, wie z.B. die Preußische Landesaufahme. Soviel kann ich sagen: Ein Großteil der heutigen Tour verläuft innerhalb des Naturschutzgebietes. Dort, wo das nicht der Fall ist, kann man es auch recht deutlich ausmachen … es handelt sich um die schon erwähnte, vermeintliche „Durststrecke“. Hinter dem zwar marode anmutenden, dafür aber auch spannenden und nicht massentouristisch überrannten Mägdesprung, das wir am Carlswerk verlassen, geht es über eine kleine Brücke ins Selketal. Hier geht die Party auf jeden Fall weiter. Das Selketal präsentiert sich hier vom Feinsten. Zuerst geht es auf schmalem Weg am Ufer des Mittelgebirgsflüsschens entlang, dann erhebt sich der Weg nach und nach immer mehr und wir wandern an Felsen und Felswänden vorbei. Von den Hammerwerken Erster Hammer, Zweiter Hammer und Dritter Hammer, die als Erweiterungen des Hüttenwerks Mägdesprung dienten, bekommen wir nicht viel mit, lediglich der Zweite Hammer, zum Wohnhaus umgebaut, lugt aus dem Wald rechts von uns. Dafür erleben wir hier aber die Natur des Selketals hautnah.
Auf Höhe des Dritten Hammers, den Vierten Hammer erreichen wir heute nicht, befindet sich ein Rastplatz, einen Parkplatz soll es auch geben. Das wäre auch ein guter Startpunkt, weil man dann die „Durststrecke“ gleich am Anfang hinter sich bringt. Hier geht es recht knackig an der gewaltigen Hammerklippe hinauf. Kaum hatte ich ausgesprochen, das ich diesen ersten Abschnitt nicht so schön erwartet hätte, traten wir unfreiwillig aus dem Wald heraus. Denn oben angelangt, ist momentan etliches an Bäumen gefällt, zum größten Teil Fichten, die glücklicherweise die ersten Opfer des sich wandelnden Klimas sind. Auch hier machen sich die letzten zu trockenen Jahre bemerkbar. Auf einer breiten, aber erträglichen Forstspur, die hoffentlich in den nächsten Jahren wieder schmaler wird, geht es zum Hammerblick, den man sich ruhig gönnen sollte. Auf dem „Gipfel“ der Hammerklippe, von der man nicht viel sehen kann, hat man einen netten Ausblick ins Selketal zu den Resten des ehemaligen Dritten Hammers und kann eine Pause einlegen. Auf der Schneise geht es zurück zum Hauptweg, der jetzt erstmal relativ breit bleibt. An der Schutzhütte „An der Lampe“ vorbei geht es auf dem Forstweg, der gar nicht so übel ist, wenn man ihn nicht mit dem Pfad an der Selke vergleicht, durch durchaus nette Wälder. Alle Nebenpfade, die auf der Open Street Map verzeichnet sind, sind weitestgehend verkrautet. An einem Abzweig steht ein Eingangsportal mit Schranke. An der sogenannten „Freien Feldlage“ befindet sich das Gelände der ehemaligen „Heilstätte Harzgerode“. Hier wurden von 1931 – 1998 Kinder behandelt, die an Tuberkulose und anderen Lungenleiden litten. Seit 2018 wird der große Gebäudekomplex, der sich in einem parkähnlichen Areal befindet und von dem wir nichts mitbekommen, von einer sozial-ökologischen Gemeinschaft bewohnt.
An der Pionierklippe
Mägdesprung und Alexisbad - zwei gleich-ungleiche Geschwister
Beim Recherchieren ist mir aufgefallen, das (nicht nur) diese beiden Örtchen im Selketal gleicher und ungleicher nicht sein könnten, zumindest was ihre Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte angeht. Beide liegen selbstverständlich im Selketal und haben deshalb wohl auch gleiche Ursprünge. Bergbau wurde in beiden Orten mit eher mäßigem Erfolg betrieben, in beiden gab es Mühlen und beide haben einen Bahnhof der Selketalbahn. Alexisbad, die zumindest auf dem Papier wesentlich ältere Schwester, war bereits im 10. Jahrhundert Standort des Klosters Hagenrode, das im 16. Jahrhundert während der Bauernkriege zerstört wurde. Vom 17. bis ins 18. Jahrhundert wurde Bergbau betrieben, der aufgrund von Unwirtschaftlichkeit aufgegeben werden musste. Dann erkannte man die heilende Wirkung der Stollenwasser und auf Betreiben des Landesvaters, Alexius Christian Friedrich, Fürst von Anhalt-Bernburg, entstand der nach ihm benannte, zumindest zeitweilig mondäne Kurort. Das „Nesthäkchen“ Mägdesprung ist dagegen erst im 17. Jahrhundert aus dem Dunkel der Vergangenheit getreten. Für 1608 ist eine Mühle belegt, 1646 wurde die Eisenhütte gegründet, 1710 wurde die Verhüttung wegen mangelnder Rentabilität wieder aufgegeben, 1757 wieder aufgenommen. So kann man davon sprechen, das Mägdesprung bis zur Wende für Arbeit stand, Alexisbad hingegen für Erholung. Ob im übertragenen Sinne die Mägdesprunger Arbeiter gerechterweise in Alexisbad ihre Erholung fanden, darf bezweifelt werden. Irgendwie passt es trotzdem, wenn man von Ballenstedt kommend ins Selketal fährt, das man durch den heute recht marode erscheinenden Arbeitsort Mägdesprung in den weitestgehend wieder schnieke herausgeputzten Erholungsort Alexisbad fährt. Letztendlich vereinen sich für mich beide Örtchen, wie „hintereinander geschaltet“ im faszinierenden Selketal, zu einem gemeinsamen historischen Kleinod der besonderen Art.

Erstaunliche Formationen

Hart am Rand entlang
Wanderkarte mit GPX